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Kochbücher der 50er Jahre

Vom Nachkriegsmangel zum Wirtschaftswunder-Überfluss

Entstanden ist diese Werbeform gegen Ende des 19.Jahrhunderts. War in den Geschäften bis dahin fast ausschließlich lose verkaufte Ware ohne Herkunftsnachweis zu finden, gehen nun immer mehr Firmen dazu über, ihre Produkte portionsgerecht abzupacken und namentlich zu kennzeichnen. Sie versuchen durch Markenartikel eine möglichst intensive Käuferbindung zu erzielen und unterstützen dies unter anderem durch den Druck von eben diesen Rezeptheften. Besonders aktiv auf dem Gebiet ist im folgenden die Bielefelder Firma August Oetker, die es versteht, ihren Broschüren und Büchern durch Aufdrucke wie "Schulkochbuch" und "aus unserer Versuchsküche" einen offiziellen und unabhängig klingenden Anspruch anzuheften, der nicht nur auf bloße Werbung ausgerichtet scheint. Immerhin sind dort auch viele Rezepte zu finden, für deren Zubereitung man keine Oetker-Produkte benötigt. Die Tatsache, daß auch ältere Werbemittel dieser Firma heute noch recht häufig zu finden sind, zeugt vom augenscheinlichen Erfolg dieser Marketing-Strategie, ist aber auch Beleg für eine anspruchsvolle und gelungene graphische Gestaltung der Heftchen, welche sie offensichtlich für viele Menschen archivierenswert erscheinen ließen.  
In den 60er Jahren gelingt dann der Firma Maggi mit den Rezepten aus dem "Maggi-Kochstudio" eine ähnlich großer Publikumserfolg, des weiteren zeigen sich auch Knorr, Maizena mit "Rezepten von Frau Barbara", Bärenmarke und Libby's auf diesem Werbefeld besonders engagiert.
Ebenfalls Mini-Kochbüchern ähneln viele Bedienungsanleitungen von Kühlschränken, Herden oder Küchenmaschinen wie dem "Braun Multimix" oder dem legendären "ESGE Zauberstab", die häufig über einen speziell auf das neu erworbene Gerät zugeschnittenen Rezeptteil verfügen und zudem die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung einhergehende Elektrifizierung der Küchen dokumentieren. Als besonders gelungen erscheint hier ein reich im Stil der Zeit illustriertes Büchlein der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), welches "sowohl der erfahrenen als auch der jungen Hausfrau Ratgeber und Helfer" sein will. Denn "Kochen ist eine Kunst. Wer sie beherrscht, besitzt einen Zauberschlüssel, der das Tor zum Wohlbehagen und zur Zufriedenheit weit aufschließt". Daß der AEG-Herd bei der Suche nach diesem Schlüssel eine erfolgreiche Hilfe darstellt, belegt im Innenteil die Zeichnung eines ausgesprochen zufrieden dreinschauenden wohlgenährten Mannes, der sich anschickt, einen Gänsebraten scheinbar ganz allein zu verspeisen. - Horrorszenario für Gesundheitsbewußte heutiger Tage, Zeichen des Wohlstandes in den 50ern. Die Fresswelle wirft ihre Schatten voraus.

 

                     

AEG Elektroherde - "Rezepte" (1950)

 AEG Elektroherde - Rezepte: "Gänsebraten"

 


Für Viele sind die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre in ihren ganz persönlichen Erinnerungen zu einem kurzen Intermezzo zusammengeschmolzen. Nun ist der Blick nach vorn gerichtet, die Deutschen "sind wieder wer" und wollen das auch zeigen. Obwohl es erst im letzten Drittel der 50er auch breiteren Bevölkerungsschichten finanziell besser geht, hat der Aufschwung jetzt schon in größerem Umfang Auswirkungen auf die Speisezettel. Innerhalb der vielen verlockenden neuen Angebote in den Auslagen der Schaufenster sind Lebensmittel noch am ehesten erschwinglich, das Nachholbedürfnis ist enorm.

 

"Seit der Währungsreform ist hier nicht mehr durchzukommen!" (1950)

Laut Erhebungen des statistischen Bundesamtes werden in einem vierköpfigem Arbeitnehmerhaushalt 46 Prozent des Nettoeinkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. Bereits 1952 erscheinen erste Zeitungsberichte, daß viele Bundesdeutsche zu dick sind, als bestes Beispiel für diesen Umstand gilt der Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard persönlich.

 

              

             

""Jeden Tag gut essen"

 

"Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch" (1956)

 

Lilo Aureden: "Was Männern so gut schmeckt" (1954)

 

                           

"Fernsehen - Illustrierte Monatshefte für Fernseh-Freund" - "Der Fernsehkoch Clemens Wilmenrod" (1953)

 

Zeugnis seiner großen Popuarität: Dem SPIEGEL war Clemens Wilmenrod eine (durchaus nicht unkritische) Titelstory wert.

 

"Im Fernsehen gekocht - Hundertundein Rezept von Clemens Wilmenrod"

 

             

In meinen Augen das schönste Wilmenrod-Zeitzeugnis in gedruckter Form überhaupt: "Piccolo hilft", eine Kundenzeitschrift der Firma "Electro-As", in der Clemens Wilmenrod in schickstem zeittypischen Wohnambiente die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der multifunktionalen Küchenmaschine "Piccolo" vorstellt (vom Staubsaugen bis zum Pudel-shampoonieren!). Und ein paar typische Wilmenrod Rezepte gibt es obendrein: so den "Augenöffner (ohne Alkohol)" und den "Augenschliesser (mit Alkohol)"...

 

"Der Fernsehkoch Clemens Wilmenrod - Es liegt mir auf der Zunge"

 


Besonders das lang entbehrte, immer noch recht teure und nun als Statussybol geltende Fleisch steht auf der Liste der kulinarischen Begehrlichkeiten ganz oben. Die zeitgenössischen Kochbücher tragen diesem Umstand Rechnung, indem sie nicht nur über umfangreiche Kapitel zur schmackhaften Zubereitung verfügen, sondern auch Hinweise zur Verarbeitung direkt nach der Schlachtung beisteuern. Während heutzutage der Kauf von Fleisch und Geflügel in vielen Fällen mit dem Griff in die Kühltheke des Supermarktes erledigt wird, wo für den Käufer eine große Auswahl bereits sauber verpackter Portionspackungen bereit liegt, beginnen diese Anleitungen beispielsweise erst einmal mit dem Rupfen, Sengen und Ausnehmen "von frisch geschlachtetem und möglichst noch warmem" Geflügel oder liefern detaillierte Zeichnungen zur fachgerechten Zerlegung einer Schweinehälfte. Ist diese Vorarbeit geleistet, lassen Instruktionen wie "mit der Speckschwarte nach unten in die Fettpfanne legen" oder "danach den Hackbraten mit Speckstreifen spicken" schließlich erahnen, warum Übergewicht ein Thema ist. Obwohl in Rezeptsammlungen ausführlich auf die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung hingewiesen wird, sind Kalorien- und Nährwertabellen den meisten unbekannt und finden sich nur in Lehrbüchern für Hauswirtschaftsschülerinnen. Die Menschen stopfen in sich hinein, was eben geht

 

                   
Auf dem Höhepunkt der Fresswelle: "Schweineschinken ziseliert (...) Menüfolge: Vorher Rinderkraftbrühe mit Zitronensaft und je einer Auster (aus Dosen) oder abgespülten Krabben, nachher eisgekühlter Obstsalat mit Schwarzwälder Kirsch und Schlagsahne." – aus einer Zeitschrift (1958)   Opulente Kaffeetafel anlässlich "Lothars Einsegnung", Privatfoto (1958)

 


Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch die, die noch kein "Stück vom Kuchen" abbekommen haben und weiterhin in engen Übergangswohnungen oder gar Wellblechbaracken, den sogenannten Nissenhütten, hausen müssen. Auf dem Deckblatt der vom "Verbraucherausschuß für Ernährungsfragen" 1952 herausgegebenen Broschüre "Ernähren wir uns richtig" ist eine Familie zu sehen, die sich augenscheinlich noch keinen Wohlstandsspeck angegessen hat. Der Frau sind die Strapazen der vergangenen Jahre deutlich anzusehen, der Mann, vielleicht einer der vielen Kriegs-Spätheimkehrer, wirkt wie ein Fremdkörper und auch im Innenteil gewähren aussagekräftige Fotos Einblick in den deutschen Alltag abseits der verkaufsfördernd geschönten Darstellungen in den herkömmlichen Kochbüchern. Ab der 3. Auflage des Heftes einige Zeit später geht es denn aber allen Beteiligten schon sichtlich besser...

 

                 

"Ernähren wir uns richtig"

 

"Ernähren wir uns richtig" - Neuauflage

 


Ob zu viel oder zu wenig, das Essen bleibt nach wie vor eines der, im wahrsten Sinne des Wortes gewichtigsten Themen der Menschen und hält 1953, in den Pionierjahren des noch jungen Fernsehens, sogar via Bildschirm Einzug in die Wohnstuben. Carl Clemens Hahn heißt der erste bundesdeutsche Fernsehkoch, der sich nun in Anlehnung an seinen Heimatort den einprägsameren Namen Clemens Wilmenrod zugelegt hat. In den nachfolgenden 10 Jahren können in seinen Sendungen Änderungen der Essgewohnheiten oder neue Trends verfolgt werden, sofern Wilmenrod nicht sogar persönlich für diese verantwortlich zeichnet. So wird ihm die Populärwerdung des "Toast Hawaii" zugeschrieben, der legendären Kombination von mit Käse überbackener Ananas, Schinken und Toastbrot. In seinen Kochbüchern "Es liegt mir auf der Zunge" und "Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch" präsentiert er  Rezepte nicht auf die konventionelle Art und Weise mit einleitender Aufzählung der Zutaten und anschließende Arbeitsanleitung, sondern bettet die Zubereitung in kleine, im amüsanten Plauderton notierte Geschichten ein, die zudem noch brauchbare und weniger brauchbare Informationen über "Gott und die Welt" enthalten. Unterhaltsam zu lesen sind seine ab 1954 erschienen Veröffentlichungen jedoch allemal!

 

            

Clemens Wilmenrod: "Wie in Abrahams Schoß"

 

"Fisch bereiten - spielend leicht mit dem Fernsehkoch Clemens Wilmenrod"

 

Clemens Wilmenrod: "Es liegt mir auf der Zunge"

 


"Ich koche mit Liebe und Musik" - "Das Vico Torriani Kochbuch"

 


          

"Was koche ich heute?" - " Erprobte Rezepte für berufstätige Frauen - schmackhaft und schnell "

 

"Was koche ich heute? - Rezepte für die berufstätige Hausfrau"

 


         

         


"Alle essen alle mögen...Dr. Oetker"

 


"Auslöffeln? Aber mit Vergnügen!" - Schriftenreihe "Merkblätter für Einkaufsberatung" (1962)

 

Knorr: "Allerlei gute Suppen - einfach und schnell!"

 


                  

Roland Gööck: "Das neue große Kochbuch"

 

Roland Gööck: "Schnell gekocht im kleinen Haushalt"

 

"350 erprobte Rezepte für die eilige Hausfrau"

 


"Auf EDEKA bauen, sie lohnt Dein Vertrauen." -  Der gedeckte Tisch - "Mit vielen hundert Rezepten aus aller Welt und praktischen Ratschlägen von Ihrem EDEKA Kaufmann" (1958)

 


                    
"Immer gut geraten, wenn im Küppersbusch gebraten!" (schätzungsweise um 1956)
 

"Backen macht Spaß"

 

Polak "Kochbuch - Ausgewählte Rezepte und Ratschäge für die feine Küche"

 


            

            

"Die gute Köchin bittet zu Tisch"

 

"Was essen wir heute - Was essen wir morgen"

 

"Kochen leicht gemacht"

 


          

          

"...und jetzt kommt ein Dr. Oetker Pudding"

 

Dr. Oetker - "Zufriedene Mienen danken es Ihnen"

 

"Mal Pudding mal Eis - beides von Dr. Oetker"

 


              

              

 Meyers Hansarbeits und Hauswirtschaftshefte - "Süssspeisen und Desserts" - "Ausprobierte REZEPTE für grosse und kleine Leckermäuler" (1949) 

Aurora - "Jetzt schmeckts..."

 

"Rezepte für Aurora-Kindergriess"

 


                                   


"Mal Eis, mal Pudding...beides von Dr. Oetker"

 


 

"NESTLE empfiehlt: Bananen-Speise"

 


           

            

Frankonia "Sionon-Diabethiker Rezeptbuch"

 Reichardt GRAL KAKAO – "Rezepte für gesunde Lebensweise" – "Reichardt-Kakao entspricht der modernen Ernährungslehre und dem Wunsche aller, überflüssiges Fett zu vermeiden." (1958)
 

"Fleisch - Das Volksnahrungsmittel"

 


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