Spardosen der 50er und 60er Jahre
   
 
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Spardosen
Text / Bilder: Jörg Bohn / VG Wort Wissenschaft - Erstveröffentlichung im Sammlermagazin "Trödler", Heft 10/2007
Bereits  vor über 5000 Jahren horteten die Menschen ihre Münzen in  Sammelbehältern aus Ton. Seitdem wurden und werden Spardosen aus  unterschiedlichsten Materialien und in unzähligen Formen, Farben und  handwerklichen Qualitäten hergestellt. Sie bieten dem heutigen Sammler  nicht nur einen attraktiven Blickfang, sondern sind auch unter  kulturgeschichtlichen Aspekten von hoher Aussagekraft.
Schon  allein die Vielzahl der Sprichwörter, die "der Volksmund" im Bezug auf  das Sparen kennt, belegt, welch großen Raum dieses Thema zu allen Zeiten  im Leben der Menschen eingenommen hat und der Rat "Spare beizeiten, so  hast du in der Not" wird gerade in unseren Tagen für Viele wieder  aktuell. Im Grunde sind unsere Beweggründe immer noch die gleichen wie  die unserer Vorfahren: neben dem „Sparen für größere Anschaffungen“ war  und ist die wichtigste Motivation sicherlich, in guten Zeiten Vorsorge  für eventuelle Mangel- oder Notsituationen zu treffen. Früher war dies  vor allem durch den Wechsel der Jahreszeiten bedingt, da besonders in  Klimazonen mit ausgeprägtem Winter während der Sommer- und Herbstmonate  eine Vorratswirtschaft betrieben werden musste, um auch in der kalten  Jahreszeit ausreichend Nahrung zur Verfügung zu haben. "Indem der Mensch  diesen Kulturschritt vom spontanen Benutzer zum vorausschauenden  Verbrauchsplaner tat, wandelte er sich auch zum Sparer" (Thurn). Als  dann nicht mehr nur Waren gegen Waren getauscht wurden, sondern sich das  Münzgeld zu entwickeln begann, benötigte man schließlich entsprechende  Aufbewahrungsbehälter. Eine sehr früh entstandene Spardose in Form eines  17 cm hohen tönernen Gefäßes wurde erst im Jahr 1990 von Experten in  einer Vitrine des Irakischen Nationalmuseums in Bagdad entdeckt. Das  Objekt aus dem 3.Jahrhundert v. Chr. gilt seitdem als der bislang  älteste erhalten gebliebene Vertreter seiner Art und löste an der Spitze  dieser Rangliste den ein Jahrhundert später bei Ausgrabungen in der  heute zur Türkei gehörenden Stadt Priene gefundenen "Thesauros" ab.  Dieser hat die miniaturisierte Form eines griechischen Schatztempels und  ist aus Ton modelliert. Ursprünglich öffentlich aufgestellt und in  ihrer Funktion mit heutigen Opferstöcken vergleichbar, fanden solche  "Spartempel" aber auch Einzug in Privatwohnungen und dienten dort zur  Aufbewahrung kleinerer Geldsummen "unter dem Schutz der Götter".
In  vielen im Internet und an anderer Stelle zu diesem Thema  veröffentlichten Beiträgen wird nach wie vor der heute zum Bestand des  Berliner Antikenmuseums gehörende "Thesauros" als ältestes erhaltenes  Spargefäß genannt. Dies hat seine Ursache wahrscheinlich darin, dass die  spärliche zum Thema erschienene Fachliteratur mittlerweile über 30  Jahre alt ist und den anfangs beschriebenen und früher zu datierenden  Fund daher noch nicht berücksichtigt hat. Fatalerweise besitzen diese  eigentlich überholten Darstellungen aber mittlerweile wieder eine  gewisse Richtigkeit, da nach dem Irak-Krieg und damit einhergehenden  Museumsplünderungen das ehemals in Bagdad ausgestellte Gefäß als  verschollen gilt (Quelle: die ausgesprochen informative Homepage der  Kreissparkasse Köln www.geldgeschichte.de).   
Doch  zurück zum historischen Ablauf: Später bei "den Römern" waren  Sparbüchsen in Kugel- oder Birnenform besonders beliebt - aus dem  einfachen Grund, weil Hohlgefäße dieser Art auf den Töpferscheiben am  einfachsten und somit kostengünstigsten herzustellen waren. Letzteres  bedeutete natürlich ein wichtiges Kriterium, da die Behälter in der  Regel zerschlagen werden mussten, um an das Ersparte zu gelangen.
Nach  dem Untergang des Römischen Reiches folgte eine Jahrhunderte andauernde  Zeit politischer Instabilität, die zur Folge hatte, dass das Münzgeld  weitestgehend seinen Wert verlor und die Menschen wie in grauer Vorzeit  Tauschhandel betreiben mussten. Erst im fortschreitenden Mittelalter  beginnen sich die Verhältnisse wieder zu festigen. Handwerk und Handel  gelangen zu neuer Blüte, wodurch auch der Geldverkehr zunehmend an  Bedeutung gewinnt. Es entstehen schwere Sparbüchsen massivster Bauart,  die häufig mit kunstvollen schmiedeeisernen Verziehrungen versehen  werden. Insbesondere auf die Ausführung der Schlösser mit oft hoch  komplexen und sehr widerstandsfähigen Schließmechanismen wird  allergrößter Wert gelegt. Daneben tauchen nun häufiger Spardosen in  Tierform auf. Das Schwein, heute das Synonym für Spardosen schlechthin,  galt als Symbol für Fruchtbarkeit. Es versprach durch anspruchslose  Aufzucht und schnelles Wachstum einen hohen Erlös und war deshalb für  viele Bauern von existentieller Bedeutung.
 
Durch  die Erschließung neuer Seewege und der damit verbundenen nahezu  weltweiten Ausdehnung des Handels gelangte dann zu Beginn des  17.Jahrhunderts mit dem asiatischen Porzellan ein hierzulande bislang  unbekanntes Material nach Europa, welches auch in der  Spardosenherstellung rasch Verwendung fand. Insbesondere die Delfter  Manufakturen bewiesen in dieser Hinsicht eine große Kunstfertigkeit,  ihre hochwertigen Erzeugnisse gehören heute zu den Kostbarkeiten des  Barockzeitalters. Eine frühe Art von Sozialversicherung hingegen stellen  die Sammelbüchsen der Handwerkerzünfte dar, in die bei deren  Zusammenkünften jeder Teilnehmer  einen Beitrag zu entrichten hatte, von welchem im Bedarfsfall Not  leidende Mitglieder oder deren Hinterbliebene unterstützt wurden. Da der  Inhalt vor unrechtmäßigem Zugriff geschützt werden musste, sind die  noch erhalten gebliebenen Vertreter dieser Gattung bezüglich ihrer  Machart folglich von sehr rustikaler Natur.
Gegen  Ende des 18.Jahrhunderts werden die ersten Vorläufer heutiger Banken  und Sparkassen gegründet, "zum Nutzen geringer, fleißiger Personen  beiderlei Geschlechts wie Dienstboten, Tagelöhnern, Handarbeitern und  Seeleuten, um ihnen Gelegenheit zu geben, etwas zurückzulegen und für  ihren sauer erworbenen Not- oder Brautpfennig" sichere Zinsen zu  bekommen. Weiterhin erhofft man sich, dass "diese ihnen verschaffte  Bequemlichkeit" dazu führe, "durch Fleiß und Sparsamkeit dem Staate  nützlich und wichtig zu werden". Für die Produktion von Spardosen hat  dies zur Folge, dass neben den Stücken gehobener Qualität aus  Edelmetallen nun auch billige Exemplare aus Blech angeboten werden, die  auf Bedürfnisse und Geldbeutel der Geringverdiener zugeschnitten sind.  Zudem gib es Spardosen, die durch bunte Lackierung und zum Sparen  animierende Sinnsprüche wohl speziell Kinder ansprechen sollten.
 
In  der Folge der Ende des 19.Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierung  verändern die westliche Welt und damit auch Deutschland ihr Gesicht.  Kaiser Wilhelm I steht an der Spitze des neu ausgerufenen "Deutschen  Reiches" und Reichskanzler Otto von Bismarck führt als Reichswährung die  Mark ein, mit der Dresdner- und der Deutschen Bank entstehen die ersten  privaten Geldinstitute. "Das "Buch-Sparen" erfreut sich großer  Beliebtheit; ihm treten neue Arten der Rücklagenbildung, wie etwa das  "Versicherungssparen" zur Seite. Die Spardose wechselt ihre Funktion;  sie ist nun eher Durchgangslager als Endstation von Ersparnissen"  beschreibt Hans Peter Thurn in seiner reich bebilderten und leider nur  noch antiquarisch erhältlichen "Kulturgeschichte des Sparens" die  Entwicklungen dieser Zeit.
In Form von industriell produzierter Massenware werden Spardosen nun häufig direkt von den Banken an ihre Kunden weitergegeben,  handwerklich gediegene Stücke bilden eher die Ausnahme. Die  Billigprodukte orientieren sich in der Regel am Publikumsgeschmack, die  Bandbreite reicht vom Automodell mit Münzeinwurf-Schlitz bis hin zum  Sparschuh. Die allgemeine Tendenz zum Kitsch wird noch verstärkt durch  eine den technischen Innovationen gegenläufige Strömung, die sich in  romantisch verklärter Art und Weise auf traditionelle Werte besinnt und  dazu führt, dass Miniaturen von Schlössern und Burgen in Spardosenform  angeboten werden und sich dergestalt auch als "geschmackvolle"  Reiseandenken großer Beliebtheit erfreuen.
Sehr  ansprechend sind dagegen Sparautomaten von Firmen wie Stollwerck oder  Hartwig & Vogel, die nach Einwurf einer Münze ein Täfelchen  Schokolade freigeben und dadurch insbesondere Kinder zum Sparen  anregten. Heute hingegen erfreuen sich solche Exemplare vor allem bei  Erwachsenen großer Beliebtheit, sodass immer mehr Sammler bereit sind,  für die genannten und auch andere historische Schätze tief und bisweilen  sogar sehr tief in die Tasche zu greifen. Nichtsdestotrotz ist auch in  unseren Tagen immer noch ein anspruchsvolles Spardosensammeln jenseits  des Hochpreishorizonts möglich, lediglich aus „Spaß an der Freude“ und  frei von Wertanlageüberlegungen. Die auf diesen Seiten abgebildeten  Objekte überschritten daher in keinem Fall das bewusst gesetzte Limit  von 50 Euro, im Gegenteil waren etliche von ihnen bereits für  einstellige Eurobeträge zu erstehen.
Einsteiger  in dieses Sammelgebiet stehen einem übergroß erscheinenden Angebot  gegenüber und so liegt es nahe, sich recht bald zu spezialisieren. Ob  man nun beispielsweise Sparschweine in allen Variationen, ausschließlich  mechanische Sparautomaten oder wie im vorliegenden Fall Blechspardosen  mit Kindermotiven sammelt, ist sicherlich eine Frage des individuellen  Geschmacks. Letztgenannte sind in der Mehrzahl ansehnlich  lithographiert, die bunten Bilder spiegeln Szenen aus der Kinderwelt  wider. Mögen die Darstellungen in ihrer Ausführung zwar bisweilen die  Grenze zum Kitsch streifen oder auch überschreiten, sind sie in der  Regel dennoch hübsch anzuschauen und besitzen darüber hinaus häufig eine  hohe Aussagekraft über den Zeitgeist ihrer jeweiligen  Herstellungsperiode.
 
Besonders  anschaulich gemacht wird dies beispielsweise durch zwei thematisch  identische, aber offensichtlich im Abstand von mehreren Jahren  produzierte und daher den rasanten technischen Fortschritt der  Nachkriegszeit dokumentierende Spardosen der Firma Karl Rohrseitz.
 
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Sitzen  die abgebildeten Kinder beim älteren Modell noch in einem klapprigen  Propellerflugzeug, ersetzte der Graphiker dieses beim Nachfolger durch  einen futuristisch designten und damit besser zum anbrechenden  "Düsenzeitalter" passenden Mini-Jet. Auch Kleidung und Frisuren wurden  entsprechend modernisiert und selbst eine zur Gruppe gehörige Ente  erscheint nun "irgendwie dynamischer" als ihre betulich dahinfliegende  Vorgängerin. Auf den Illustrationen der anderen Dosenseite obsiegt  ebenfalls die Stromlinienform. Ein schnittiger Hochgeschwindigkeitszug  verdrängt die beschauliche Dampflokomotive und ein Junge in einem  kastenförmigen, Tretauto-ähnlichen Gefährt wird ausgetauscht durch ein  Mädchen in einem fahrbaren Untersatz, der an zeitgenössische Entwürfe  atomar angetriebener Prototypen erinnert. Sehr originell kommt auch eine  Rohrseitz-Spardose in Form eines Zeltes daher. Diese gibt Aufschluss  darüber, wofür der Bundesbürger der Wirtschaftswunder- Ära im Zuge der  aufkeimenden Reisewelle zu sparen bereit war: Für einen Campingurlaub -  möglichst schon mit eigenem Auto und vorzugsweise in Italien.
 
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      | Karl Rohrseitz
 |  | Die "Reisewelle" rollt: Ein Mini-Koffer als Spardose für den Urlaub. | 
  
     
  Hergestellt wurden die Spardosen dieses 1881 gegründeten Traditionsunternehmens ebenso wie sehr viele andere in der Blechspielzeughochburg Zirndorf nahe Nürnberg. Der Ort im Landkreis Fürth beheimatete bis in die Mitte der 1960er Jahre um die 30 Blechspielzeug fertigende Metalldrückereien. Hunderte von Arbeitern, volkstümlich "Blechbadscher" genannt, produzierten vom Auto bis hin zu Brummkreisel einfache und daher überwiegend preiswerte Spielwaren, die in die ganze Welt exportiert wurden. Der Siegeszug des Kunststoffs ließ dann etliche dieser Erzeuger von der Bildfläche verschwinden, anderen wiederum gelang die rechtzeitige Umstellung ihrer Produktion. Als Paradebeispiel hierfür gilt die über 140 Jahre alte, ursprünglich Metall verarbeitende Firma Brandstätter, die bereits Ende der 1950er Jahre einen Teil ihrer Produkte aus Kunststoff herstellte und somit zweigleisig fuhr. Unter dem Namen GEOBRA, abgeleitet vom Sohn des Firmengründers Georg Brandstätter, fertigte man unter anderem Kindertelefone, Kaufladenartikel und Spardosen, bis dann 1974 der damalige Inhaber Horst Brandstätter die Idee seines Lebens hatte: mit den von nun an gefertigten "Playmobil" - Figuren avancierte die Firma zum umsatzstärksten deutschen Spielwarenhersteller und verteidigt diese Spitzenposition bis heute.
  Der Clou der meisten in den 50er Jahren von Geobra hergestellten Blechspardosen besteht in der Ausstattung mit einem speziellen Mechanismus: durch den Einwurf von Geldstücken wird ein Zählwerk in Gang gesetzt, welches die einzelnen Münzen addiert und durch in einem Fenster sichtbar werdende Ziffern immer den aktuellen "Kontostand" anzeigt.
Nach  der Einzahlung von insgesamt 3 DM in Form von 30 Groschen öffnet sich  automatisch die Verschlussklappe und ermöglicht den Zugang zum ersparten  Inhalt. Andere Modelle öffnen erst bei 5 DM und sind zudem in der Lage,  zwischen 5- und 10 Pfennig Münzen zu unterscheiden. Vorrichtungen  dieser Art sollten den Sparanreiz für die Kinder erhöhen und  gleichzeitig verhindern, dass jede ersparte Münze postwendend wieder  ausgegeben wurde. Um dies auch dem jüngeren Leser verständlich zu  machen, muss ergänzend hinzufügt werden, dass man seinerzeit bereits  einen einzigen Groschen beim Kiosk um die Ecke in eine ansehnliche Menge  "gemischter Bonbons" umwandeln konnte. Scheinbar unterstützten  Spielzeuge dieser Bauart aber nicht nur den Spartrieb, sondern weckten  bei so manchem Kind auch einen gewissen Forscherdrang. Beleg dafür sind  häufig zu findende, im Mechanismus feststeckende und diesen letztlich  blockierende Fremdkörper, mit welchen augenscheinlich versucht wurde,  das Zählwerk auszutricksen.
 
     
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      | Geobra |  |  | 
  
     
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      | "Mein Fussball-Toto", Michael Seidel
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      | Waren-Automat, Michael Seidel (MS)
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    Auch  die Firma Michael Seidel (MS) stellte eine ganze Reihe nach gleichem Prinzip  funktionierender Spardosen her. Die Bilder auf den Seidel-Erzeugnissen  sind zielgruppengerecht naiv gestaltet und darauf abgebildete Spielwaren  geben Auskunft über kindliche Begehrlichkeiten der 50er Jahre wie  Puppen oder Baukästen - und selbst ganz simple Luftballons waren  offenbar in der Lage, Wünsche zu wecken.
Nach  einem gänzlich anderen System arbeitet "eine Sparkasse in neuartiger  Ausführung mit Schiebefenster" der Metallwarenfabrik G. Zimmermann aus  Zirndorf (ZZ) aus dem Jahre 1951. Öffnet man besagtes Schiebefenster,  "erscheint das Bild eines Schalterbeamten und eine kleine Auflagefläche  zur Aufnahme des Geldes; nach Druck auf einen Hebel verschwindet das  Geld im Inneren und der Schalter ist wieder geschlossen", beschreibt ein  zeitgenössischer Anzeigentext diese Funktionsweise. Die äußere  Gestaltung dieser Spardose ist, wie die etlicher anderer aus der Zeit  nach dem Zweiten.Weltkrieg auch, bewusst "auf alt gemacht", indem  offensichtlich Herstellungswerkzeuge aus den 1930er Jahren unverändert  übernommen wurden.
 
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      | Zimmermann, Zirndorf (ZZ) | 
  
     Dadurch  sollte die Kriegszeit wohl einfach verdrängt werden, man wollte nahtlos  an die Zeit davor anknüpfen und das Geschehene derart zumindest in der  Erinnerung ungeschehen machen. Auch bei Geobra beruft man sich auf die  Vergangenheit und bewirbt 1949 im Fachmagazin "Das Spielzeug" eine  "Registriersparkasse" im alten Stil mit dem Slogan: "Wieder wie in  früheren Jahren kann man Fünfer und auch Zehner sparen".
Das  genaue Entstehungsdatum festzulegen fällt bei vielen Spardosen ebenso  schwer, wie allgemeingültige Kriterien zur Echtheitsprüfung zu nennen.  So mussten in Deutschland beispielsweise nach dem Zeiten Weltkrieg in  der amerikanischen Besatzungszone produzierte Waren mit "Made in Germany  U.S. Zone" oder einfach nur mit "Made in U.S. Zone" gekennzeichnet  werden. "Ab 1949 wurde die Bestimmung aufgehoben, trotzdem wurden  Prägestempel und Druckstöcke nicht immer sofort geändert, sodass  Spielwaren mit diesem Aufdruck auch noch 1955 und später angeboten  wurden", beschreibt Kurt Harrer in seinem "Lexikon Blechspielzeug" die  Situation. Zudem wurden nach dem großen Firmensterben Ende der 60er  Jahre viele Werkzeuge nach Osteuropa oder Asien verkauft, wo mit ihnen  noch unbestimmte Zeit die entsprechenden Spielzeuge hergestellt wurden  und zum Teil immer noch werden.
 
Ein  Beispiel ist die "Spar-Uhr", die ebenfalls bei angesparten 3 DM öffnet  und zuvor durch einen sich über ein Ziffernblatt bewegenden Zeiger über  den jeweils aktuellen Stand in ihrem Inneren informiert.
 
 
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      | Spar-Uhr (Höhe 14,5cm) | 
  
 
 Dass  eine Aufschrift den Einwurf von 10 Pfennig fordert, die Verschlussklappe  aber noch den Taler erwähnt (Groschen rein, Zeiger lauf, erst beim  Taler spring ich auf), lässt auf eine ursprüngliche Herstellungszeit zu  Beginn des 20.Jahrhunderts schließen. Denn trotz des 1871eingeführten  Geldsystems mit den neuen Einheiten "Mark und Pfennig" wollten viele  Menschen ihren alt gewohnten Taler nicht missen, so dass dieser noch bis  1907 als gültiges Zahlungsmittel im Gegenwert von drei Mark akzeptiert  wurde. Der beim abgebildeten Exemplar vorhandene "Made in U.S. Zone  Germany" – Aufdruck jedoch belegt, trotz erheblich älterem  Erscheinungsbild, eine Herstellung in der Nachkriegszeit und die  Tatsache, dass immer noch regelmäßig Stücke dieses Typs in nahezu  neuwertigem Zustand auftauchen, lässt auf eine sogar weitaus längere  Produktionszeit schließen.
    Natürlich  sollte jeder Interessent, insbesondere bei Internetauktionen, die nicht  die Möglichkeit einer vorherigen Inaugenscheinnahme bieten, diesem  Umstand mit der notwendigen Skepsis entgegentreten. Andererseits kann es  sich aber natürlich auch wirklich um den angepriesenen Lager-, Speicher  oder Kellerfund handeln und man bringt sich durch übergroße Vorsicht  eventuell selbst um ein mögliches und nicht wiederkehrendes Schnäppchen.
Bei  manchen Spardosen wiederum ist eine zeitliche Einordnung recht einfach  möglich. So ist auf dem oberen Deckel eines noch recht häufig zu  findenden Sparturms eine Europakarte aufgedruckt, auf der sich Wien  innerhalb der deutschen Landesgrenzen befindet.
    Es ist  wohl sehr unwahrscheinlich, dass ein solches Zeitzeugnis dunkelster  deutscher Vergangenheit auch noch nach Kriegsende weiterproduziert  wurde. Ebenfalls in diese Zeitspanne einzuordnen ist ein ursprünglich  für den österreichischen Markt hergestellter Automat von Geobra, bei dem  der Aufdruck Schilling in Reichsmark abgeändert wurde. Interessant  ist in diesem Zusammenhang der entsprechend der Verschiedenheit der  damaligen Münzen längere Münzeinwurfschlitz beim Exportmodell. Gerade  dieser Schlitz ist es, den alle Sparbehälter von der Antike bis heute  gemeinsam haben, wie Tyll Kroha in seinem Sparbüchsen-Brevier  herausstellt, und der uns "Geldgeschichtlich viel über Größe und Dicke  der Münzen, über die Verwendungsdauer der Sparbüchse und eventuell sogar  über inflationistische Strömungen " erzählen kann.
Erwähnenswert  ist sicherlich auch die Spardose "Vogelhäuschen" von LBZ (Lorenz Bolz  Zirndorf), aus bunt lithographiertem Blech, die in verschiedenen  Motivvarianten auftaucht und bei welcher entsprechende "Made in U.S.  Zone" - Aufdrucke aus den zuvor genannten Gründen mit Vorsicht zu  genießen sind. Unabhängig vom wirklichen Alter aber kann man sich an  einer spektakulären Mechanik erfreuen, bei der "durch Drehen einer an  der Außenwand befindlichen Kurbel ein Vogelkopf im Einflugloch  erscheint, der den Schnabel öffnet und die auf der Geldauflage  befindliche Münze aufnimmt." Durch Weiterdrehen verschwindet der Kopf  wieder im Häuschen und lässt dort das Geldstück fallen.
 
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      | "Vogelhäuschen" von LBZ, Maße der Spardose 10 x 8 x 13cm
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Ebenfalls  hohen Unterhaltungswert bietet die "Fernseh-Spardose mit buntfarbigen  Bildern" von Johann Schopper aus dem Jahr 1959, die Münzen jeder Größe  aufnimmt. Diese setzen aber kein Zählwerk in Bewegung, sondern  transportieren durch den Einwurf eine lithographierte Walze weiter und  "lassen jedes Mal ein anderes Fernsehbild erscheinen".
 
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      | "Fernseh-Spardose", Johann Schopper |  |  | 
  
 
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      | "Farb-Fernseh-Spardose" | 
  
     
Eine  Sonderform mit doppelter Sicherung vor spontanem Zugriff stellten die  von den Banken und Sparkassen ausgegebenen massiven Metallspardosen dar,  welche nur von einem Angestellten des jeweiligen Geldinstitutes  geöffnet werden konnten. Ließ sich in kindlichen Notsituationen wie  Heißhunger auf Schokolade oder Brausedurst aus den normalen  Sparschweinen unter Zuhilfenahme eines Messers und bei Blechspardosen  durch mehr oder weniger sanftes Aufbiegen immer noch die eine oder  andere Münze zurückerlangen, war dies bei diesen Mini-Geldschränken  nahezu unmöglich, jeder Einwurf eines Geldstückes wollte daher  wohlüberlegt sein.
 
Dass es  insbesondere in den Wirtschaftswunderjahren ein besonders großes Angebot  an Spardosen gibt, kommt nicht von ungefähr, die Fünfziger gelten als  "Jahrzehnt des Sparens". Sämtliche Sparformen erfahren einen steilen  Anstieg und man verzichtet auf vieles, das Sparen gilt nicht länger mehr  nur als Vorsorge für Notsituationen, sondern dient der Konzentration  auf die Erfüllung der wichtigsten Wünsche wie den Erwerb eines  Eigenheims oder die Anschaffung hochwertiger Elektrogeräte wie  Kühlschrank, Radio oder Fernseher.
    "Wer spart kann auch kaufen", lautete  folgerichtig ein damaliger Werbespruch der Spar- und Darlehnskasse. Es  liegt auf der Hand, dass sich dieses Erwachsenenverhalten auch in den  Kinderzimmern widerspiegelte und der Nachwuchs schon früh an das Sparen  herangeführt wurde. Die Lithographien auf den Spardosen geben ein  Vorbild mit Darstellungen von Kindern, die hoch aufgeschichtete  Münzenstapel balancieren oder ihre Schubkarren voller Geld geladen  haben.
    Jedoch kann die angesichts dieser Darstellungen nahe liegende  Frage, ob so viel Geld glücklich macht, leider auch an dieser Stelle  nicht beantwortet werden. Immerhin aber bereitet zumindest das Sammeln  von Spardosen eine Menge Vergnügen!
 
     
 
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